Karabiner einfach und schnell

Eine der komplexesten Formen des Tunings sind Umrüst-Karabinersätze, mit deren Hilfe Sie Ihre Pistole in eine Waffe der Kategorie PDW (Personal Defense Weapon) umwandeln können.

Published 27.07.2024 / Ranger-Ka

Die Idee, einfach aus einer kurzen Waffe eine lange zu machen, hat eine reiche Geschichte und war ursprünglich mit dem Bestreben verbunden, besser mit pistolenartigen Waffen umzugehen, die Salven feuern. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es mehrere Typen von automatischen Pistolen, bei denen der Hersteller zur Verbesserung der Handhabung im Kampf einen zusätzlichen Schaft anbrachte, der auch als Holster diente.

Hundertjährige Geschichte

Das bekannteste Modell war die Mauser C96, die seit 1896 in Kalibern wie 7,63 mm, 9 mm oder .45 ACP hergestellt wurde. Ein jüngeres Modell aus dem Jahr 1932 ermöglichte bereits den automatischen Feuermodus, und die Munition wurde anstelle des bisherigen Streifens mit einem Magazin von 10 oder 20 Schuss geladen. Der automatische Feuermodus beeinträchtigte die Präzision negativ, und so fand der „Holsterschaft“ häufiger Verwendung als bei den halbautomatischen Varianten. Der Schütze befestigte ihn von hinten an den Griff und stützte ihn an der Schulter ab, wodurch er einen stabileren Halt und eine festere Unterstützung erhielt. Auch die österreichische 9-mm-Waffe Steyr M1912 entstand zunächst „nur“ als robuste halbautomatische Pistole. Im Jahr 1915 wurde eine Variante mit einem verlängerten Magazin für 16 Schuss geboren, an die der Schütze einen Schaft anbringen konnte. Ähnlich wie bei der Mauser erlangte der Schaft erst beim Modell M1912/P-16, der ersten Pistole mit automatischem Feuermodus, größere Beliebtheit.

Auch während des Kalten Krieges vergaßen die Konstrukteure solche Waffen nicht, und ähnliche Lösungen waren sowohl im westlichen als auch im östlichen Block zu finden. Im Jahr 1970 brachte die deutsche Firma Heckler & Koch die 9-mm-Pistole VP70 (die weltweit erste Pistole mit Polymerrahmen) mit einem 18-Schuss-Magazin auf den Markt. Die Waffe wurde mit einem Kunststoffschaft geliefert, der auch als Holster diente und an der Rückseite des Griffs befestigt wurde. Ein Stift am oberen Vorsprung rastete in eine Halterung am Rahmen der Pistole ein und aktivierte die Möglichkeit, Dreischuss-Salven abzufeuern, wobei der Schütze den Modus mit einem Hebel am Schaft wählte. In den 70er Jahren trug auch die italienische Firma Beretta bei, deren Modell 93R auf der berühmten 92er-Serie basierte. Die Waffe wurde für Antiterroreinheiten entwickelt und konnte neben Einzelschüssen auch Dreischuss-Salven abfeuern. Die theoretische Kadenz von 1100 Schuss pro Minute machte dieses Schmuckstück, das auch von der honduranischen Armee angeschafft wurde, jedoch etwas schwer zu kontrollieren. Sowjetische Konstrukteure hatten bereits in den 50er Jahren eine ähnliche Idee und setzten sie in der automatischen Pistole Stechkin APS um. Sie konnte dasselbe wie ihre westlichen Konkurrenten und verfügte über ein 20-Schuss-Magazin für ausreichend „Futter“.

Für größere Sicherheit und Genauigkeit

Automatische Pistolen erfreuen sich heute keiner großen Beliebtheit, und halbautomatische Modelle dominieren den Markt. Wenn es also nicht notwendig ist, eine kurze Waffe für Salvenfeuer zu stabilisieren, welchen Sinn macht es dann, sich einen Umrüstsatz anzuschaffen, der daraus eine Art Karabiner oder „Mini-Maschinenpistole“ macht, die Einzelschüsse abfeuert? Die Antwort ist einfach. Durch die Umrüstung erreicht man eine ähnliche Ergonomie beim Halten der Pistole wie bei einem Karabiner, was deutlich mehr Sicherheit bietet. Und vor allem eine Waffe, mit der man Ziele schneller und präziser auch auf größere Entfernungen treffen kann. Darüber hinaus wird dieser Effekt noch verstärkt, wenn die Konstruktion des Umrüstsatzes die Montage eines externen Visiers ermöglicht.

Auch die gesetzliche Lage spricht für den Kauf eines Umrüstsatzes für Ihre Pistole. In Israel zum Beispiel, wo die meisten hochwertigen Umrüstsätze herkommen, dürfen Zivilisten eine Waffe sichtbar tragen, aber sie dürfen keine Maschinenpistole besitzen. Der Kauf einer Umrüstung kann daher eine gute Lösung für Pistolenbesitzer sein, die sich eine legal gehaltene Langwaffe wünschen. Zudem wird ein Umrüstsatz nicht als Waffe oder deren Hauptbestandteil betrachtet, sodass er ohne Waffenschein, Registrierung oder Kaufgenehmigung erworben werden kann. Aus demselben Grund können Sie den Satz bedenkenlos im Kofferraum Ihres Autos auf einem Parkplatz aufbewahren. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie sich auch mit „nur“ einer Pistole durch die Umrüstung Gewohnheiten im Umgang mit leistungsstärkeren Waffen aneignen können. Neben dem Training des eigentlichen Schießens können Sie mit der improvisierten PDW auch CQC-Techniken (Close Quarters Combat) üben, also den Nahkampf im taktischen Team beispielsweise in geschlossenen Gebäuden.

Vom Schaft bis zum komplexen Kit

Es gibt eine Vielzahl von Lösungen, die sich vor allem im Grad der Umwandlung unterscheiden. Die einfachste umfasst Ansteckschäfte, die grundsätzlich denen ähneln, die im historischen Abschnitt beschrieben wurden. Heute dienen sie nicht mehr als Holster, sondern haben ein ähnliches Aussehen und eine ähnliche Funktion wie klappbare Schäfte bei Karabinern und sind vollständig an die Proportionen des Schützen anpassbar. Abnehmbare Pistolenschäfte sind auch auf dem tschechischen Markt keine Neuheit und wurden in der Vergangenheit beispielsweise von der israelischen Firma Fobus vertreten. Sie zeichneten sich jedoch durch eine so schlechte Ergonomie aus, dass sie sich nicht durchsetzten.

Eine Art Mittelweg sind beispielsweise die amerikanischen Umrüstsätze Mech Tech CCU (Carbine Conversion Unit), die vor etwa zehn Jahren nach Tschechien importiert wurden. Der Hauptvorteil war der hochwertige Edelstahl-Lauf, dennoch konnten sich die CCUs hier nicht durchsetzen. Sie mussten registriert werden, und das Portfolio kompatibler Pistolen umfasste nur Glock, Colt 1911 und Springfield XD. Der Preis war unangemessen hoch, und man setzte in die Umrüstung nicht die gesamte Pistole ein, sondern nur ihren Rahmen.

Wirklich umfassende und ausgeklügelte Umrüstungen begannen erst um 2009 aufzutauchen. Solche Sets umschließen Ihre Waffe fast vollständig, sodass nur noch der herausragende Griff die ursprüngliche Pistole verrät. Im Gegensatz zu den CCUs müssen Sie die Waffe vor der Installation nicht modifizieren, und dank Schnellwechselsystemen kann man im Kampf leicht zwischen Pistole und PDW wechseln. Die Montage ist einfach – nach dem manuellen Entriegeln von zwei Bolzen schieben Sie die Pistole in die Schiene, sichern sie mit dem hinteren Bolzen, ziehen dann den vorderen fest und sind fertig. Schließlich müssen Sie den Laufaufsatz noch in die richtige Position bringen, je nachdem, ob Sie eine größere Waffe (wie die Glock 17) oder ein kompakteres Modell wie die Glock 19 verwenden – der Aufsatz muss immer ohne Lücke an die Mündung anschließen.

Mit Elementen eines Karabiners

Moderne Sets werden aus einer Kombination von leichten Aluminiumlegierungen und Kunststoffen hergestellt, wobei zumindest die am stärksten beanspruchten Teile wie Bolzen oder Laufaufsätze aus Metall bestehen. Generell gilt: Je höher der Anteil an Legierungen im Vergleich zu Polymer, desto widerstandsfähiger gilt das Set. Mit zunehmendem Kunststoffanteil sinkt zwar der Preis, aber es entstehen größere Spielräume sowohl zwischen den einzelnen Teilen des Sets als auch zwischen der Umrüstung und der Pistole. Der größte Spielraum zeigt sich am oberen hinteren Teil des Griffs. Besitzer von Pistolen mit Polymerrahmen gleichen diesen Spielraum manchmal selbst aus. An der entfetteten Umrüstung – an der Stelle, an der sie den beschriebenen Teil der Waffe umschließt – tragen sie mit einer Heißklebepistole oder flüssigem Metall zwei Streifen auf und setzen die Waffe erst ein, nachdem diese leicht abgebunden haben.

Umrüstungen enthalten in der Regel alle Griffe und Bedienelemente, die Sie von Gewehren oder Karabinern gewohnt sind: einen teleskopischen Mehrpositionsschaft, einen vorderen Griff und eine Halterung für einen Tragegurt. Montageschienen für weiteres Zubehör sind selbstverständlich, und in ausgefeilteren Kits finden Sie auch klappbare Visiere. Obwohl Sie mit dem Kit aus einer Kurzwaffe eine Langwaffe machen, bleibt das Gesamtpaket kompakt – zum Beispiel misst das beliebte FAB Defense KPOS G2 370 mm (598 mm mit ausgeklapptem Schaft), was etwa den Abmessungen der legendären Mini-Uzi-Maschinenpistole (360 mm/600 mm) entspricht. Eine in eine Umrüstung „gekleidete“ Pistole ist bei etwas Geschick immer noch für das verdeckte Tragen geeignet.

Auf den ersten Blick mag der Preis der Umrüstsätze als Nachteil erscheinen, der bei den besten Typen bis zu 15.000 CZK erreicht. Vergleicht man diesen jedoch mit halbautomatischen PDWs, wird man feststellen, dass sich die Umrüstung mehr als lohnt. So kostet beispielsweise das halbautomatische Karabinergewehr Brügger & Thomet APC9 aus der Schweiz mit Zubehör etwa 75.000 CZK.

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